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'Tango - Magie der Berührung'

Sprecher: Rudolf Guckelsberger

Geschichten und Geschichte des Tango. Musik u.a. von Vicente Greco, Angel Villoldo, Astor Piazzolla, Luis Borda. Texte von Manuel Puig, Jorge Luis Borges, Enrique Santos Discépolo u.a.

Tango

Schon dem Wort ist seine Bedeutung eingeschrieben: Tango – tangere – berühren. Tango ist Berührung - von Körpern, Gefühlen, Kulturen.

Was uns vor allem am Tango berührt, ist seine Kraft und Authentizität. Zwar entwickelte sich im Deutschland der zwanziger Jahre auch eine unterhaltsam-harmlose Schlagervariante des Tangos: Friedrich Hollaender etwa stellt in seinem berühmten Lied von 1930 die Frage: „Guck doch nicht immer nach dem Tangogeiger hin, was ist schon dran an Argentinien?“

Doch ursprünglich stammt der Tango aus dem Milieu der Bars und Bordelle, der Gauchos und Messerstecher. Im ethnischen und kulturellen Schmelztiegel der Vorstädte von Buenos Aires entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Musikform, die geprägt wurde durch die zerstörten Hoffnungen der Immigranten und deren traditionelle Musik: Walzer, Mazurkas, die kubanische Habanera, die Milonga, der spanische Tango andaluz, all das verband sich hier zu einer neuen Form: dem Tango.

Der Tango ist keine fröhliche Musik. In seinen Texten und Balladen erzählt er von Einsamkeit, Entfremdung und Ohnmacht, von enttäuschter Liebe und vom trotzigen Widerstand gegen die Obrigkeit. Während die argentinische Oberschicht den Tango zunächst verachtete, erlangte der anrüchige Tanz in den Pariser und Berliner Salons seit den zwanziger Jahren eine enorme Popularität. Der wirkte auf Argentinien zurück: nun, als ganz Europa den Tanz der Unterschicht und Kleinkriminellen chic fand, schossen auch auf dortigen Boulevards die Tangocafés, Salons und Cabarets aus dem Boden. Schneidig tanzende, elegant gekleidete Herren mit gelackten Haaren und feingliedrige Damen mit hochhackigen Schuhen, vormals als obszön verpönt, wurden allmählich salonfähig. So wurde der Tango zu einer Art Volkskultur und brachte eine Vielzahl von Orchestern, Komponisten und Sängern hervor.

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Heute hat der Tango die ganze Welt erobert. Fast in allen Erdteilen wird er getanzt und gespielt, manche Län- der wie Finnland haben gar eine eigene Tan- goform entwickelt.

In ihrem Programm „Tango - Magie der Berührung“ begeben sich Rudolf Guckels-berger und das Duo Favori literarisch und musikalisch auf Spu- rensuche, gelegentlich auch tänzerisch unterstützt von Tango Barrida aus Aalen. Mit Texten, Balladen, Liedern und Instrumentaltangos zeichnen sie die Entwicklung des Tangos von seiner Entstehung bis zum Tango Nuevo von Astor Piazzolla nach. Der europäische Tango findet dabei ebenso Berücksichtigung wie der Einfluss, den der Tango als literarisches Motiv in Texten argentinischer und europäischer Autoren hinterlassen hat, so dass Sie am Ende des Programms auf Friedrich Hollaenders Frage hoffentlich eine Antwort gefunden haben.